Letztes Wochenende war es soweit. Den ersten Dreiecksflug, den man ja während der Ausbildung absolvieren muss, ist geschafft. Als Strecke habe ich mir mit dem Fluglehrer ETEJ – EDFB – EDGE – ETEJ, also Bamberg – Reichselsheim – Eisenach – Bamberg ausgesucht. Als Anfänger dauert die Flugvorbereitung etwas länger, aber nach etwas mehr als einer Stunde war ich fertig. Am Samstag, den 11.09.2010 ab 10.00 Uhr nochmal ausführlich Routenbesprechung und Flugberatung eingeholt. Um kurz nach 11 Uhr gings dann los. Am Flugplatz Hassfurt/Schweinfurt vorher gemeldet, weil ich den Platz überfliegen wollte. Flugleiter meint „Negativ, genau das wird nicht gemacht. Wir haben Sprungbetrieb.“ Also gut, dann großräumig den Platz umfliegen, um den Fallschirmspringern nicht in die Quere zu kommen. Der weitere Flug nach Reichelsheim verlief unspektakulär und absolut ruhig. Komplett durch terrestrische Navigation den Flugplatz gefunden (GPS gibt natürlich innere Sicherheit, wenn man es alle 20 Min. mal kurz aufdreht 🙂 ). Einkurven in die Platzrunde super gelaufen und Landung butterweich. Tower gefragt wo der Flieger abzustellen ist, Flieger geparkt, Landegebühren bezahlt und gleich meinen Fluglehrer angerufen, der sicherlich genauso aufgeregt ist wenn er seinen Schüler das erste mal alleine los lässt, wie der Schüler selbst. Noch schnell eine Zigarette geraucht, Frau und Kindern ein Bild vom parkenden Flieger geschickt und weiter gehts.
Ab jetzt gingen die Probleme los. Beim Start fliegt mir das Anflugblatt unter den Sitz. Natürlich hab ich vor Aufregung die Platzrunde vergessen und es passiert der GAU, ich kurve kurz nach dem Start in die falsche Richtung. Der Flugleiter macht mich per Funk einen Kopf kürzer, mein Stresspegel und die Aufregung steigt und ich fliege aus der Platzrunde über den Flugplatz Richtung Eisenach. Wetter bisweilen gut, aber über dem Thüringer Wald (3400 Fuß) ein dünnes aber dunkles Wolkenband. Hinter den Wolken am Horizont wieder Sonnenschein, und hinter mir auch. Also entscheide ich mich für den Weiterflug. Blöderweise sinkt die Wolkenuntergrenze innerhalb weniger Minuten auf geschätzt 3500 Fuß, die Hügel steigen immer höher. Mir bleibt nichts anderes übrig, als meine geplante Flughöhe von 4200 ca. 3100-200 Fuß zu verringern. Mit der Höhe komme ich auf meinem Kurs aber nicht über den Thüringer Wald (hätte ich mir doch bloß ne andere Route geplant schwirrt mir durch den Kopf). Ich suche in meiner Aufregung irgendein Tal in Sichtweite und finde zum Glück eins. In dieser Situation verliere ich komplett den Überblick über meine Navigation und weiß nach 15 Min. nicht mehr wo ich bin.
Nun ergibt ein Fehler den nächsten. Ich vermute, ich habe mich im GPS vertippt und habe einen falschen ICAO Code für Eisenach eingegeben. Also hilft mir das Ding nicht mehr weiter, denn es sagt, ich bin über dem Platz, der ist aber weit und breit nicht zu sehen.
Letzter Ausweg, ich funke Eisenach Info und bitte um QDM (also Peilung zur Station). Seine Stimme kommt mir vor, wie die meines Schutzengels 🙂 Also 2 Min. Flug Richtung QDM 280 Grad und der Platz ist schon auf 10 Uhr vor mir. Der Flugleiter gewährt mir, direkt ins Endteil zu gehen. Er hat sicher meine Aufregung am Funk gehört.
So, in Eisenach Tanken, Flieger parken und ab in die Raststätte was essen und vieeel Wasser trinken. Meine Knie und eigentlich alles sind butterweich vor Stress und Belastung. Die halbe Stunde Pause mit etwas im Magen bringen mich aber einigermassen wieder in den Normalzustand zurück und schon gehts wieder ab in den Flieger. Start klappt wunderbar auf direktem Kurs ab nach Bamberg. Einflug in die Platzrunde klappt hervorragend, Landung auch. Ich muss gestehen, ich war froh für diesen Tag am Boden zu sein.
Meinen Tipp an alle angehenden Piloten: Übt das Anfliegen fremder Flugplätze so oft ihr könnt, denn am Dreiecksflug ist man auf sich gestellt für eine subjektiv seeeehr lange Zeit.
In diesem Sinne: Guten Flug!
Euer Willy